Geschichte
Wohl am bekanntesten sind die Bauern- oder Ball- Hortensien (Hydrangea macrophylla) mit ihren kugelförmigen Blütenständen. Der französische Arzt und Naturwissenschaftler Philibert Commerson (1727-1773) entdeckte und beschrieb die Pflanze, als er die erste französische Weltumsegelung von 1766 bis 1769 unter dem Expeditionsleiter Louis Antoine de Bougainville begleitete. Er nannte sie Hortensia zu Ehren einer Frau. Mögliche „Patin“ könnte Hortense Barre (sie begleitete Commerson als Diener verkleidet auf der Weltumsegelung), Hortense Lepaute (die Frau eines befreundeten Uhrmachers), Königin Hortense (die Tochter von Josephine de Beauharnais und Napoleon) oder Hortense de Nassau (die Tochter des an der Expedition beteiligten Prinzen von Nassau) sein. Ihren wissenschaftlichen Namen Hydrangea erhielt die Gattung von Carl von Linne. Er leitet sich vom griechischen hydro = Wasser und angeion = Gefäß ab und deutet auf den hohen Wasserbedarf der Pflanze hin.
Etwa um 1788-89 gelangten die ersten lebenden Hortensien in den Botanischen Garten von Kew in England. Die ersten Sorten entstanden 1902 in Frankreich, in Deutschland begann die Züchtungsarbeit etwa um 1910.

Zur Botanik
Die Hortensien (Hydrangea) wurden von Botanikern zur Gattung der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae) gezählt, heute gönnt man Ihnen ihre eigene Gattung, die Gattung der Hortensiengewächse (Hydrangeaceae). Hortensien sind sommer- oder immergrüne zumeist 1 bis 3 m hoch werdende Sträucher, oder Kletterpflanzen, die ein Höhe von 10-15 m erreichen können. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet umfaßt Ost- und Südostasien, Japan sowie das südöstliche Nordamerika und die Anden Chiles.
Die Blütenstände der Hortensien sind fast immer Rispen oder Schirmrispen. Häufig sind die äußeren Blütenblätter steril, größer und kräftiger gefärbt als die fertilen (fruchtbaren) Blüten. Schon früh stellte man fest, dass sich die Blüten der Bauern-Hortensie in Abhängigkeit von der Bodenreaktion stärker Blau oder Rosa färben. In sauren (kalkarmen) Böden ist Aluminium löslich und kann von der Pflanze aufgenommen werden. Je höher der pH-Wert des Bodens steigt, desto stärker wird das Aluminium festgelegt und die Blütenfarbe wechselt vom blau ins Rosafarbene.
Die rundlichen bis länglichen, zumeist gegenständigen Blätter sind kahl, nur bei den Samt-Hortensien sind sie ober- und unterseits samtig bis rau behaart. Die im Freiland kultivierten Sorten sind sommergrün.

Einige wichtige Arten und Sorten
Nur ein kleiner Teil der etwa 80 Arten der Gattung Hydrangea wird in europäischen Baumschulen und Gärtnereien kultiviert und findet sich in Gärten gepflanzt oder als Zimmerpflanze verwendet.
Bauern- oder Garten-Hortensien (Hydrangea macrophylla) bringen mit ihren ball- (Ballhortensien) oder tellerförmigen (Tellerhortensien oder Lacecap-Hortensien) Blütenständen Farbe in den Garten. Sie benötigen nährstoffreiche, humose, frische bis feuchte Böden in halbschattigen Lagen. Diese Art wird auch als Topfpflanze für das Zimmer kultiviert, doch sind die dafür verwendeten Sorten nicht immer vollkommen winterhart. „Zimmer-Hortensien“ können den Sommer über in Kübeln im Freien gehalten werden und müssen frostfrei bei 4-8 °C überwintert werden.
Bei der Fülle der Sorten fällt die Auswahl schwer. Hier stellen wir Ihnen einige als besonders frosthart geltenden Sorten vor: Hydrangea macrophylla 'Bouquet Rose' hat ballförmige Blütenstände, die je nach Bodenreaktion bläulich violett (kalkarme, saure Böden) bis rosarot (kalkreiche, alkalische Böden) gefärbt sind. Die reich blühende und gut verzweigte Sorte wird bis 1,2 m hoch. Hydrangea macrophylla 'Lanarth White' hat schirmförmige, mittelgroße Blütenstände mit reinweißen, sterilen Randblüten. Hydrangea macrophylla 'Alpenglühen' fällt durch ihre leuchtend roten Blütenbälle auf. Sie sollte im Winter durch eine leichte Reisigabdeckung geschützt werden. Hydrangea macrophylla 'Masja' mit auffallend großen, 15 bis 30 cm breiten, ballförmigen Blütenständen, dunkelrosa bis violett, von Juli bis September/Oktober, etwas empfindlich
Häufig werden auch die Sorten von Hydrangea serrata als Bauern-Hortensien bezeichnet. Die Sorte Hydrangea serrata 'Blue Bird' zeichnet sich durch flache Schirmrispen mit hellblauen Randblüten aus. Nur auf sauren Böden sind sie einheitlich hellblau, auf kalkreichen Böden werden die Blüten schwach lilafarben. Eine reich blühende Sorte. Die besonders winterharte Hydrangea serrata 'Imperatrice Eugenie' schmückt sich mit schirmförmigen Blütenständen, mit leuchtend weißen Randblüten.

Die Wald- oder Schneeball-Hortensie (Hydrangea arborescens 'Annabelle') hat besonders große, ballförmige, nur aus sterilen Blüten bestehende Blütenstände, die einen Durchmesser von bis zu 25 cm erreichen können. Die zunächst grünlichen Blüten werden mit der Zeit weiß. Ein kräftiger Rückschnitt im Frühjahr ist möglich, da diese Sorte an den einjährigen Trieben blüht. Manchmal müssen die schweren Blüten gestäbt werden. Diese Sorte wächst auch im Halbschatten gut.

Durch ihren für Hortensien ungewöhnlichen Wuchs fällt die Kletter-Hortensie (H. anomala ssp. petiolaris) auf. Sie bildet an ihren Trieben (wie auch der Efeu) Haftwurzeln, mit denen sie an Hauswänden, Baumstämmen und Pergolen in die Höhe klettert. Sie kann 10 bis 15 m Höhe erreichen, wächst aber sehr langsam. Freistehend bildet sie dicht verzeigte, bis ca. 2 m hohe Sträucher. Ihre bis 25 cm breiten, flachen Blütenstände mit einem Kranz kleiner, steriler Randblüten erscheinen im Juni/Juli und duften süßlich. Die leuchtend gelbe Herbstfärbung der Blätter und die dicken, knorrigen Triebe mit abblätternder Borke machen sie zu jeder Jahreszeit attraktiv.
Die Rispen-Hortensie (Hydrangea paniculata 'Grandiflora') wächst straff aufrecht und kann eine Höhe von 2 bis 3 m erreichen. Ihre 15-30 cm langen, kegelförmigen Blütenrispen erscheinen von Juli bis September und hängen elegant über. Die cremeweißen Blüten erscheinen im Verblühen rosa bis rot. Die Blütenstände können getrocknet und zu Kränzen und Trockensträußen verarbeitet werden.
Die Raublatt-Hortensie (Hydrangea aspera 'Macrophylla') fällt mit ihren samtigen, großen Blättern aus dem Rahmen. Von den wenig verzweigten Ästen blättert die Borke ab. Die fertilen (fruchtbaren) Blüten sind violettrosa, die sterilen Randblüten sind weiß gefärbt.

Pflege
Hortensien benötigen einen halbschattigen, warmen und windgeschützten Standort mit nährstoffreichen, frischen bis feuchten, durchlässigen und humosen Böden. Sonnigere Standorte werden bei ausreichend feuchtem Boden von den meisten Arten toleriert. Samt-Hortensien sollten unbedingt halbschattig und windgeschützt stehen. Bei Trockenheit im Sommer muß regelmäßig gegossen werden. Sie sollten kalkarmes Wasser oder Regenwasser verwenden. Vorsicht: stauende Nässe vertragen Hortensien nicht, deshalb bei Pflanzen im Topf oder Kübel überschüssiges Wasser entfernen. Saure bis neutrale Böden werden bevorzugt. Besonders bei den blauen Sorten der Bauern-Hortensie ist ein saurer Boden wichtig, um die Farbe zu erhalten. Mit speziellen Hortensien-Düngern, die Aluminiumsulfat enthalten, kann die Blaufärbung der Blüten gefördert werden.

Pflanzenschutz
Hortensien werden eher selten von Krankheiten und Schädlingen befallen.
Bei Lufttrockenheit können Spinnmilben an den Blättern auftreten. Sie saugen an der Blattunterseite. Auch Blattläuse können an Hortensien vorkommen.
Grauschimmel (ein flauschiger, gräulicher Belag) kann bei feuchter Witterung im Freien Blätter, Triebe und Knospen befallen, aber auch im Zimmer auftreten. Im Freiland sollten die Blätter im Herbst entfernt werden. Der Winterschutz sollte sehr „luftig“ (Fichten-/Tannenreisig) sein und rechtzeitig entfernt werden. Im Zimmer sollten Sie die Pflanzen von unten gießen.
Eisenmangel läßt Blätter vergilben, die Blattadern bleiben grün. Er tritt häufig auf, weil Eisen im sauren Boden festgelegt wird und von der Pflanze dann nicht aufgenommen werden kann. Mit einem speziellen Eisendünger können diese Mangelerscheinungen ausgeglichen werden. Lassen Sie sich von einem Gärtner beraten, welche Mittel gut wirken und zur Anwendung im Zimmer oder im Freien geeignet sind.